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Tag 9 - Heimreise

Hamburg empfängt uns mit bestem Schmuddelwetter, es sind 13°C und es regnet. Der Himmel weint, weil unser Urlaub zu Ende geht. Ein letztes mal frühstücken wir draußen im Lido, dank der Infrarotheizer kann man es gut aushalten. Wir verabschieden uns von allen noch mal kurz, aber unser lieber Koch Joel besteht darauf, dass wir uns zu dritt gemeinsam fotografieren, er möchte das Foto zu Hause seiner Familie zeigen. Natürlich können wir ihm diesen Wunsch nicht abschlagen und damit der Hintergrund stimmt, schleppt er uns mit in seine Küche. Er freut sich sehr, alle anderen Gäste im Lido und das restliche Personal kommen aus dem staunen nicht heraus. Scheinbar kommt sowas nicht allzu oft vor.

Wir packen unsere restlichen Sachen, die gepackten Koffer haben die fleißigen Heinzelmännchen schon heute Nacht abgeholt und im Terminal aufgebaut. Dann heißt es Abschied nehmen und wie immer werden alle Gäste persönlich von der Kreuzfahrtdirektorin und einigen anderen Leuten von der Mannschaft an der Gangway verabschiedet. Unten im Terminal laufen wir tatsächlich dem Zoll in die Arme, wir hatten ja zwischendurch die EU verlassen und waren auch auf Helgoland (die Insel gehört weder zum Zollgebiet der Europäischen Union noch zum deutschen Steuergebiet) und da gelten bekanntermaßen verschiedene Freigrenzen. Im Grunde ist die Kontrolle aber witzlos, die Jungs wollen nur wissen, ob wir was einführen. Wir verneinen wahrheitsgemäß und das war es auch schon. Hätte ich den ganzen Koffer voller Schnaps und Kippen gehabt, hätte es keiner gemerkt.

Wir fahren mit dem Taxi zum Bahnhof Hamburg Altona. Hier geht es eigentlich immer sehr beengt zu, denn der Zugang zum Bahnhof und zu den Bahnsteigen ist zweigeteilt: eine Hälfte für Reisende zu Fuß, die andere Hälfte für die Autos, wenn ein Auto-Zug nach Sylt abfährt oder von dort ankommt. Dann fahren die ganzen Autos mitten durch den Bahnhof. Heute sind aber zusätzlich gefühlt 500 Schulklassen hier und warten auf ihren Zug, es ist nicht mehr feierlich. Da wir noch zwei Stunden Zeit haben, sperren wir die Koffer in zwei konventionelle Schließfächer ein und bummeln durch die hinter dem Bahnhof gelegene Mercado-Einkaufsmeile. Also eigentlich sitzen wir nur beim Bäcker und trinken einen Kaffee. Als wir zurück am Bahnhof sind, lässt sich mein Schließfach weder mit Gefühl noch mit roher Gewalt öffnen. Ich sehe mich schon ohne Koffer nach Hause fahren, da kommt ein Bahnmitarbeiter und mit zwei Handgriffen zerlegt er das komplette Schließfach in all seine Bestandteile und so komme ich doch noch an meine Dreckwäsche.

Der ICE 707 bringt uns einigermaßen pünktlich bis nach Halle/Saale, wo wir zehn Minuten später in den IC nach Dresden umsteigen und so landen wir fast pünktlich im verregneten Dresden, wo wir erneut die Erfahrung machen, dass die Taxifahrer in DD scheinbar alle dämlich sind. Zum Thema Bahn bleibt festzuhalten, das man so die Leute wahrscheinlich nicht vom Auto weg bekommt. Züge voll, nicht besonders sauber und eigentlich so gut wie nie pünktlich, chaotische Kommunikation, miserabel funktionierende App und außerdem scheint es von Jahr zu Jahr weniger durchgängige Verbindungen zu geben. Aber in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung lässt uns die Bahn wissen, man habe erkannt, dass es unter anderem zu wenige Zugführende gibt. Um diesem Umstand Abhilfe zu verschaffen, will man verstärkt Quereinsteigende zu Zugführenden ausbilden. Na dann wird ja alles gut.

 

Rückblickend war es eine sehr schöne Reise mit jeder Menge unterschiedlicher Destinationen, die wir eigentlich alle spannend fanden. Am Besten hat uns Antwerpen als Ganzes gefallen und die tolle Architektur in Rotterdam. Das soll die anderen Ziele keinesfalls schmälern, aber man bildet eben doch seinen Favoriten. Wir haben alte Bekannte wieder getroffen, die sich sehr gefreut haben und wir haben neue, sehr nette Freunde kennengelernt, mit denen wir wirklich angenehm geplaudert haben. Meist geht es bei solchen Begegnungen nur darum, wer schon wo mit welchem Schiff überall gewesen ist und wie oft man schon die Welt umrundet hat. Aber hier war das ganz anders, sehr persönlich und offen und für mich war auch der eine oder andere tiefsinnige Anstoß zum nachdenken dabei. Vielen Dank liebe Heike und lieber Klaus für die kurzweiligen Stunden, wir sehen uns in Dresden, Eulen fotografieren! Wie ging den die Sache mit den Zigaretten aus?

Das Schiff und seine Bestatzung wussten ein weiteres Mal zu überzeugen, bis auf ganz wenige Kleinigkeiten, die unsere Urlaubsfreude aber keinesfalls trüben konnten, war alles perfekt. Besonders schön ist es, dass es sehr persönlich zugeht, das funktioniert natürlich nur auf so einem kleinen Schiff. Was den Service, die Freundlichkeit und das Essen angeht, ist Hapag Lloyd für uns das Maß der Dinge, gemessen an den anderen Reedereien, mit denen wir bisher gefahren sind.

Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltverschmutzung mag ich hier nicht schon wieder überstrapazieren. Natürlich könnte man mit dem Lastenfahrrad an den Feldberger See fahren, dort zelten und 14 Tage lang Grünkernbrätlinge essen. Das wäre sicher für den ökologischen Fußabdruck viel besser, keine Frage. Aber das machen wir eben nicht. Solange solche Reisen noch möglich sind, wir Lust und genug Kohle dafür haben, werden wir wohl immer mal wieder auf diese Art reisen. Die modernen Kreuzfahrtschiffe erfüllen inzwischen so hohe Umweltstandards, dass wahrscheinlich unter dem Strich ein Pauschalurlaub in der Türkei in der Ökobilanz deutlich schlechter abschneidet. Und wie heißt es doch so schön: Weltanschauung kommt vom Welt anschauen und daher möchte ich mit einem Zitat von Wilhelm Busch enden:

 

"Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:

Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,

Darum, Mensch, sei zeitig weise!

Höchste Zeit ist's! Reise, reise!"

 

In diesem Sinne: danke für eure Aufmerksamkeit und die Kommentare, bis zum nächsten Mal (im Mai 2024 geht's hier weiter).

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Hatschis (Dienstag, 10 Oktober 2023 07:05)

    Wir danken euch, das wir „mitreisen“ durften und freuen uns mit euch auf die kommenden Fahrten.